Carolin Rutzmoser
Handlungsfreiheit als Bedingung der Möglichkeit von Charakterbildung und sozialer Verantwortung (Arbeitstitel)
Der Mensch ist kulturübergreifend ein handelndes Wesen, das sich Ziele setzt und dessen Handlungsmotivation im Gelingen des eigenen Lebens liegt. Um sich Lebensziele setzen zu können, aber auch um absichtliche Handlungen verstehen zu können, muss man das Leben als Ganzes und die handelnde Person als durch die Zeit mit sich identisch betrachten können. Der Handelnde muss der Autor seiner Lebensgeschichte sein, wozu er über die Fähigkeit verfügen muss, frei und absichtlich handeln zu können. Einige Hirnforscher und Naturwissenschaftler betrachten die Handlungsfreiheit aber als Illusion, weil sie unsere Handlungen durch das Feuern der Neuronen für vollständig erklärt halten. Wenn sie Recht haben, können wir weder für unser Handeln sinnvollerweise verantwortlich gemacht werden, noch können wir überhaupt noch von einer Handlung sprechen, da diese immer ein absichtliches und willentliches Tun und einen Handlungsgrund voraussetzt. Nur weil einige unserer Handlungen durch Gehirnprozesse erklärt werden können, heißt das aber nicht, dass unsere Handlungen nichts anderes als solche neurophysiologischen Vorgänge sind. Der philosophische Ansatz der Libertarierin Helen Steward (der im Rahmen der Promotion untersucht werden soll) liefert eine interessante Möglichkeit an der Handlungsfreiheit festzuhalten und Willensentscheidungen trotzdem nicht willkürlich werden zu lassen. Handlung ist demnach nicht mit jeder Form von Bestimmtheit durch Vorhergehendes inkompatibel, sondern nur mit dem universalen Determinismus. Nicht die Tatsache, dass wir als Menschen nie determiniert oder durch Vergangenes bestimmt sind, sondern die Tatsache, dass wir nicht immer bestimmt sind, macht demnach unsere Freiheit aus. Frei über das eigene Leben entscheiden zu können, gehört zu den Bedingungen eines gelungenen Lebens, ebenso, wie die Gutheit des Charakters, die erst ausgebildet werden muss, eine Voraussetzung für ein gutes Leben ist. Für den eigenen Charakter (und damit für die eigene Charakterbildung) kann man aber nur verantwortlich sein, wenn man auch für das eigene Handeln verantwortlich ist. Damit ist das freiwillige und absichtliche Handeln eine Bedingung der Möglichkeit von Charakterbildung und sozialer Verantwortung. Den komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können wir nur selbstbewusst begegnen, wenn wir uns mit uns Selbst, unseren Entscheidungen und unserem Handeln identifizieren können. Ob alle Menschen in Zukunft noch im selben Maße solche Autorschaft über ihre Lebensgeschichte haben werden, ist in diesem Zusammenhang eine ebenso interessante Frage, wie die Frage nach selbstbestimmten Entscheidungen am Lebensende (unter welchen Bedingungen können Menschen am Lebensende beispielsweise nicht mehr eigenverantwortlich handeln und entscheiden?). Wie das menschliche Handeln unabhängig von Kulturen strukturiert ist, ist also eine sowohl für die Ethik, wie auch für die (Charakter-) Bildung relevante Grundlagenfrage, der ich in meiner Promotion nachgehen werde.
Curriculum Vitae
Wissenschaftlicher Werdegang
- Seit 10/2018 Stipendiatin im interdisziplinären Promotionskolleg „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“, gefördert durch die Hanns-Seidel-Stiftung
- Seit 03/2018 PHD im TRT-Projekt „Motivational and Volitional Processes of Human Integration: Philosophical and Psychological Approaches to Human Flourishing“
- 04/2017 – 07/2017 Vorbereitung und Durchführung des Hauptseminars „Natur als Grenze der Freiheit? Ethische Fragen des Menschen im Umgang mit sich selbst“ mit Professor Trampota SJ an der Hochschule für Philosophie München
- Seit 2017 Promotionsstudium an der Hochschule für Philosophie München
- 2017 Erlangung des Master of Arts in Philosophie
- 01/2016 – 03/2016 Vorbereitung und Mitgestaltung der Medienethikkonferenz des Netzwerks Medienethik als Mitglied des Tagungsteams am Lehrstuhl für Medienethik der Hochschule für Philosophie München, Verfassen eines Tagungsberichts für das Netzwerk Medienethik und das DPRG-Journal
- 2015 – 2017 Masterstudium der Philosophie an der Hochschule für Philosophie München
- 2013 – 2015 Zertifikatsstudium „Philosophie und Leadership“ des Instituts für Philosophie und Leadership an der Hochschule für Philosophie München, Erlangung des Zertifikats „Philosophie und Leadership“ 2015
- 2012 – 2015 Bachelorstudium der Philosophie an der Hochschule für Philosophie München
- 2011 – 2013 Studium „Technologie- und Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre“ an der TU München
- 2011 Erlangung der Allgemeinen Hochschulreife am Gymnasium der Benediktiner Schäftlarn
Beruflicher Werdegang
- Seit 09/2016 Koordination und Organisation der weiterbildenden Masterstudiengänge in Wirtschafts‑, Medien- und Medizinethik an der Hochschule für Philosophie München
- Seit 03/2016 Studienberatung, Tutorin für „Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten“ an der Hochschule für Philosophie München
Stipendien
- 2011 – 2013 Stipendium der Hanns-Seidel-Stiftung
Preise und Auszeichnungen
- 2017 „pro-philosophia Förderpreis 2017 für eine besonders herausragende Masterarbeit”
- 2014 Ehrung und Auszeichnung durch die Pfarrei St. Johannes d. T. Taufkirchen für über zehn Jahre ehrenamtliches Engagement
Sprachkenntnisse
- Englisch
- Latein (Latinum)
- Altgriechisch (Graecum)
- Spanisch (einjähriger Grundkurs)
Ehrenamtliches Engagement
- Seit 2018 Beauftragte für Erwachsenenbildung der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen
- Seit 2010 Gewählte Pfarrgemeinderätin der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen
- 2008 – 2016 Jugend- und Gruppenleiterin der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen
- 2002 – 2016 Ministrantin der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen
Carolin Rutzmoser
Handlungsfreiheit als Bedingung der Möglichkeit von Charakterbildung und sozialer Verantwortung (Arbeitstitel)
Der Mensch ist kulturübergreifend ein handelndes Wesen, das sich Ziele setzt und dessen Handlungsmotivation im Gelingen des eigenen Lebens liegt. Um sich Lebensziele setzen zu können, aber auch um absichtliche Handlungen verstehen zu können, muss man das Leben als Ganzes und die handelnde Person als durch die Zeit mit sich identisch betrachten können. Der Handelnde muss der Autor seiner Lebensgeschichte sein, wozu er über die Fähigkeit verfügen muss, frei und absichtlich handeln zu können. Einige Hirnforscher und Naturwissenschaftler betrachten die Handlungsfreiheit aber als Illusion, weil sie unsere Handlungen durch das Feuern der Neuronen für vollständig erklärt halten. Wenn sie Recht haben, können wir weder für unser Handeln sinnvollerweise verantwortlich gemacht werden, noch können wir überhaupt noch von einer Handlung sprechen, da diese immer ein absichtliches und willentliches Tun und einen Handlungsgrund voraussetzt. Nur weil einige unserer Handlungen durch Gehirnprozesse erklärt werden können, heißt das aber nicht, dass unsere Handlungen nichts anderes als solche neurophysiologischen Vorgänge sind. Der philosophische Ansatz der Libertarierin Helen Steward (der im Rahmen der Promotion untersucht werden soll) liefert eine interessante Möglichkeit an der Handlungsfreiheit festzuhalten und Willensentscheidungen trotzdem nicht willkürlich werden zu lassen. Handlung ist demnach nicht mit jeder Form von Bestimmtheit durch Vorhergehendes inkompatibel, sondern nur mit dem universalen Determinismus. Nicht die Tatsache, dass wir als Menschen nie determiniert oder durch Vergangenes bestimmt sind, sondern die Tatsache, dass wir nicht immer bestimmt sind, macht demnach unsere Freiheit aus. Frei über das eigene Leben entscheiden zu können, gehört zu den Bedingungen eines gelungenen Lebens, ebenso, wie die Gutheit des Charakters, die erst ausgebildet werden muss, eine Voraussetzung für ein gutes Leben ist. Für den eigenen Charakter (und damit für die eigene Charakterbildung) kann man aber nur verantwortlich sein, wenn man auch für das eigene Handeln verantwortlich ist. Damit ist das freiwillige und absichtliche Handeln eine Bedingung der Möglichkeit von Charakterbildung und sozialer Verantwortung. Den komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können wir nur selbstbewusst begegnen, wenn wir uns mit uns Selbst, unseren Entscheidungen und unserem Handeln identifizieren können. Ob alle Menschen in Zukunft noch im selben Maße solche Autorschaft über ihre Lebensgeschichte haben werden, ist in diesem Zusammenhang eine ebenso interessante Frage, wie die Frage nach selbstbestimmten Entscheidungen am Lebensende (unter welchen Bedingungen können Menschen am Lebensende beispielsweise nicht mehr eigenverantwortlich handeln und entscheiden?). Wie das menschliche Handeln unabhängig von Kulturen strukturiert ist, ist also eine sowohl für die Ethik, wie auch für die (Charakter-) Bildung relevante Grundlagenfrage, der ich in meiner Promotion nachgehen werde.
Curriculum Vitae
Wissenschaftlicher Werdegang
- Seit 10/2018 Stipendiatin im interdisziplinären Promotionskolleg „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“, gefördert durch die Hanns-Seidel-Stiftung
- Seit 03/2018 PHD im TRT-Projekt „Motivational and Volitional Processes of Human Integration: Philosophical and Psychological Approaches to Human Flourishing“
- 04/2017 – 07/2017 Vorbereitung und Durchführung des Hauptseminars „Natur als Grenze der Freiheit? Ethische Fragen des Menschen im Umgang mit sich selbst“ mit Professor Trampota SJ an der Hochschule für Philosophie München
- Seit 2017 Promotionsstudium an der Hochschule für Philosophie München
- 2017 Erlangung des Master of Arts in Philosophie
- 01/2016 – 03/2016 Vorbereitung und Mitgestaltung der Medienethikkonferenz des Netzwerks Medienethik als Mitglied des Tagungsteams am Lehrstuhl für Medienethik der Hochschule für Philosophie München, Verfassen eines Tagungsberichts für das Netzwerk Medienethik und das DPRG-Journal
- 2015 – 2017 Masterstudium der Philosophie an der Hochschule für Philosophie München
- 2013 – 2015 Zertifikatsstudium „Philosophie und Leadership“ des Instituts für Philosophie und Leadership an der Hochschule für Philosophie München, Erlangung des Zertifikats „Philosophie und Leadership“ 2015
- 2012 – 2015 Bachelorstudium der Philosophie an der Hochschule für Philosophie München
- 2011 – 2013 Studium „Technologie- und Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre“ an der TU München
- 2011 Erlangung der Allgemeinen Hochschulreife am Gymnasium der Benediktiner Schäftlarn
Beruflicher Werdegang
- Seit 09/2016 Koordination und Organisation der weiterbildenden Masterstudiengänge in Wirtschafts‑, Medien- und Medizinethik an der Hochschule für Philosophie München
- Seit 03/2016 Studienberatung, Tutorin für „Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten“ an der Hochschule für Philosophie München
Stipendien
- 2011 – 2013 Stipendium der Hanns-Seidel-Stiftung
Preise und Auszeichnungen
- 2017 „pro-philosophia Förderpreis 2017 für eine besonders herausragende Masterarbeit”
- 2014 Ehrung und Auszeichnung durch die Pfarrei St. Johannes d. T. Taufkirchen für über zehn Jahre ehrenamtliches Engagement
Sprachkenntnisse
- Englisch
- Latein (Latinum)
- Altgriechisch (Graecum)
- Spanisch (einjähriger Grundkurs)
Ehrenamtliches Engagement
- Seit 2018 Beauftragte für Erwachsenenbildung der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen
- Seit 2010 Gewählte Pfarrgemeinderätin der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen
- 2008 – 2016 Jugend- und Gruppenleiterin der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen
- 2002 – 2016 Ministrantin der Pfarrei St. Johannes d. T. in Taufkirchen