Alumni
Krishan Voigt
(HfPh München)
abgeschlossenes Promotionskolleg: Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert
In der globalisierten, durch ökonomische Kenngrößen dominierten und weitgehend säkularisierten Welt des 21. Jahrhunderts wird das Bedürfnis nach zeitadäquaten Formen der Sinnstiftung, der Wertorientierung und nach einer globalen Ethik immer größer. Während die quantitativ ausgerichteten empirischen Wissenschaften uns immer detailliertere Erkenntnisse über die objektiven Aspekte des Menschen und seiner Umwelt liefern und zu immer effizienteren Technologien führen, versagt der ihnen zu Grunde liegende objektivierende Zugang zur Wirklichkeit, wenn es um normative Fragestellungen geht. Über diese kann nur sinnvoll gesprochen werden, wenn der Mensch primär wieder als zu freien Handlungen befähigtes und mit Bewusstsein ausgestattetes Subjekt in den Fokus gerät, das sich im Zuge der Persönlichkeitsentwicklung zudem von Gründen geleitet zwischen verschiedenen Lebensentwürfen entscheiden kann. Diese Fähigkeit zur Selbstbestimmung wurde durch Interpreten der Ergebnisse der empirischen Wissenschaften allerdings in Frage gestellt: Erkenntnisse aus Neurophysiologie, Genetik, Psychologie und Soziologie legen eine starke Beeinflussung des Menschen durch äußere Faktoren nahe, welche in der aktuellen Debatte meist zu einem bereichsspezifischen Determinismus (genetisch, neurobiologisch, psychologisch) stilisiert wird. Während eine kausale Beeinflussung des Menschen durch seine physischen, sozialen und gesellschaftlichen Dispositionen plausibel erscheint und in einer modernen Theorie der Selbstbestimmung unbedingt berücksichtigt werden muss, steht das Postulat des Determinismus unserem Erleben als Zwecke und (Lebens-) Ziele verfolgenden Subjekten jedoch völlig entgegen.
In meiner Doktorarbeit soll daher der Frage nachgegangen werden, wie Selbstbestimmung im Rahmen der uns immer auch mitbeeinflussenden Fremdbestimmungen gedacht werden kann und wie demgemäß ein möglichst selbstbestimmtes Leben geführt werden kann. Ziel der Arbeit ist somit die Erarbeitung einer konsistenten Theorie der menschlichen Selbstbestimmung und des menschlichen Bewusstseins, welche die kausalen Einbettungskontexte angemessen berücksichtigt und gleichzeitig Wege aufzeigt, wie praktisch ein möglichst selbstbestimmtes Leben geführt werden kann. Zentral sollen dazu drei Stränge philosophischen Denkens und existentieller Reflexion in systematischer Absicht zusammengeführt werden: Die Untersuchungen des Mediziners und Philosophen Thomas Fuchs, die Prozessphilosophie Alfred North Whiteheads und die buddhistischen Existenzanalysen zur Kultivierung existentieller Freiheit. Während mit dem Fuchsschen Ansatz der verkörperten Subjektivität gezeigt werden soll, dass der Mensch nie isoliert gedacht werden kann, sondern immer bereits in ihn konstituierenden (aber ihn nie vollkommen determinierenden) Einbettungskontexten steht, die auch für jegliche Art der Selbstbestimmung konstitutiv sind, soll die Prozessphilosophie Whiteheads herangezogen werden, um mit den ihr immanenten Denkfiguren eine grundsätzliche Vermittlung von Fremd- und Selbstbestimmung auf den verschiedenen Ebenen der Einbettungskontexte (physisch, psychisch, gesellschaftlich, sozial) denken zu können. Whiteheads Prozessphilosophie eignet sich deshalb für diesen Zweck, weil er Kategorien bereitstellt, mit denen diese Vermittlungsleistung, die nach ihm in Mensch, Kultur und Natur immer schon vollzogen wird, phänomenadäquat beschrieben werden kann. Demnach wird die Person als dynamische Identität, als prozesshaftes, psychophysisches Kontinuum gedacht: Nicht als isolierte, von äußeren Einflüssen unberührte Entität, sondern als wesentlich durch Umwelt und Gemeinschaft konstituiert. Dieses Bild der Prozesshaftigkeit und wesentlichen Bezogenheit menschlicher Existenz aufgreifend, sollen schließlich die Existenzanalysen des Buddhismus ins Feld geführt werden. Dienen die vorangegangenen Abschnitte der Analyse der konstitutiven Einbettungskontexte der menschlichen Selbstbestimmung und der Struktur einer möglichen Vermittlung von Fremd- und Selbstbestimmung, zielen die Untersuchungen der buddhistischen Freiheitsanalyse auf die praktische Dimension der Selbstbestimmung in existentieller Perspektive: Hier soll der Frage nachgegangen werden, wie sich eine bestimmte Lebensform so realisieren lässt, dass die äußeren Einflussfaktoren als konstitutive Elemente der Selbstkonstitution (zu denen sich der Mensch dann zumindest prinzipiell immer nochmals verhalten kann) und nicht als völlig determinierender Zusammenhang erlebt werden.
Zusammenfassend geht es in meiner Arbeit also einerseits um eine theoretische Fundierung der menschlichen Freiheitspotentiale und andererseits um die Frage, wie diese Freiheitspotentiale auch praktisch-existentiell kultiviert werden können.
Wissenschaftlicher Werdegang
Ehrenamtliches Engagement
Wissenschaftliche Konferenzen
Sonstiges
Wissenschaftliche Publikationen
In der globalisierten, durch ökonomische Kenngrößen dominierten und weitgehend säkularisierten Welt des 21. Jahrhunderts wird das Bedürfnis nach zeitadäquaten Formen der Sinnstiftung, der Wertorientierung und nach einer globalen Ethik immer größer. Während die quantitativ ausgerichteten empirischen Wissenschaften uns immer detailliertere Erkenntnisse über die objektiven Aspekte des Menschen und seiner Umwelt liefern und zu immer effizienteren Technologien führen, versagt der ihnen zu Grunde liegende objektivierende Zugang zur Wirklichkeit, wenn es um normative Fragestellungen geht. Über diese kann nur sinnvoll gesprochen werden, wenn der Mensch primär wieder als zu freien Handlungen befähigtes und mit Bewusstsein ausgestattetes Subjekt in den Fokus gerät, das sich im Zuge der Persönlichkeitsentwicklung zudem von Gründen geleitet zwischen verschiedenen Lebensentwürfen entscheiden kann. Diese Fähigkeit zur Selbstbestimmung wurde durch Interpreten der Ergebnisse der empirischen Wissenschaften allerdings in Frage gestellt: Erkenntnisse aus Neurophysiologie, Genetik, Psychologie und Soziologie legen eine starke Beeinflussung des Menschen durch äußere Faktoren nahe, welche in der aktuellen Debatte meist zu einem bereichsspezifischen Determinismus (genetisch, neurobiologisch, psychologisch) stilisiert wird. Während eine kausale Beeinflussung des Menschen durch seine physischen, sozialen und gesellschaftlichen Dispositionen plausibel erscheint und in einer modernen Theorie der Selbstbestimmung unbedingt berücksichtigt werden muss, steht das Postulat des Determinismus unserem Erleben als Zwecke und (Lebens-) Ziele verfolgenden Subjekten jedoch völlig entgegen.
In meiner Doktorarbeit soll daher der Frage nachgegangen werden, wie Selbstbestimmung im Rahmen der uns immer auch mitbeeinflussenden Fremdbestimmungen gedacht werden kann und wie demgemäß ein möglichst selbstbestimmtes Leben geführt werden kann. Ziel der Arbeit ist somit die Erarbeitung einer konsistenten Theorie der menschlichen Selbstbestimmung und des menschlichen Bewusstseins, welche die kausalen Einbettungskontexte angemessen berücksichtigt und gleichzeitig Wege aufzeigt, wie praktisch ein möglichst selbstbestimmtes Leben geführt werden kann. Zentral sollen dazu drei Stränge philosophischen Denkens und existentieller Reflexion in systematischer Absicht zusammengeführt werden: Die Untersuchungen des Mediziners und Philosophen Thomas Fuchs, die Prozessphilosophie Alfred North Whiteheads und die buddhistischen Existenzanalysen zur Kultivierung existentieller Freiheit. Während mit dem Fuchsschen Ansatz der verkörperten Subjektivität gezeigt werden soll, dass der Mensch nie isoliert gedacht werden kann, sondern immer bereits in ihn konstituierenden (aber ihn nie vollkommen determinierenden) Einbettungskontexten steht, die auch für jegliche Art der Selbstbestimmung konstitutiv sind, soll die Prozessphilosophie Whiteheads herangezogen werden, um mit den ihr immanenten Denkfiguren eine grundsätzliche Vermittlung von Fremd- und Selbstbestimmung auf den verschiedenen Ebenen der Einbettungskontexte (physisch, psychisch, gesellschaftlich, sozial) denken zu können. Whiteheads Prozessphilosophie eignet sich deshalb für diesen Zweck, weil er Kategorien bereitstellt, mit denen diese Vermittlungsleistung, die nach ihm in Mensch, Kultur und Natur immer schon vollzogen wird, phänomenadäquat beschrieben werden kann. Demnach wird die Person als dynamische Identität, als prozesshaftes, psychophysisches Kontinuum gedacht: Nicht als isolierte, von äußeren Einflüssen unberührte Entität, sondern als wesentlich durch Umwelt und Gemeinschaft konstituiert. Dieses Bild der Prozesshaftigkeit und wesentlichen Bezogenheit menschlicher Existenz aufgreifend, sollen schließlich die Existenzanalysen des Buddhismus ins Feld geführt werden. Dienen die vorangegangenen Abschnitte der Analyse der konstitutiven Einbettungskontexte der menschlichen Selbstbestimmung und der Struktur einer möglichen Vermittlung von Fremd- und Selbstbestimmung, zielen die Untersuchungen der buddhistischen Freiheitsanalyse auf die praktische Dimension der Selbstbestimmung in existentieller Perspektive: Hier soll der Frage nachgegangen werden, wie sich eine bestimmte Lebensform so realisieren lässt, dass die äußeren Einflussfaktoren als konstitutive Elemente der Selbstkonstitution (zu denen sich der Mensch dann zumindest prinzipiell immer nochmals verhalten kann) und nicht als völlig determinierender Zusammenhang erlebt werden.
Zusammenfassend geht es in meiner Arbeit also einerseits um eine theoretische Fundierung der menschlichen Freiheitspotentiale und andererseits um die Frage, wie diese Freiheitspotentiale auch praktisch-existentiell kultiviert werden können.
Wissenschaftlicher Werdegang
Ehrenamtliches Engagement
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Sonstiges
Wissenschaftliche Publikationen
Mit Symposium, Workshops und einem Festakt am 17./18.September 2025 in München. Wir laden Sie herzlich ein, mit uns zu feiern!
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