Bildungsphilosophie und Kritische Theorie. Die Frankfurter Schule und der Begriff der Bildung
Was hat zu dem Angriff auf (kulturelle und politische) Bildung in unserer heutigen Gesellschaft geführt? Welches sind die Mechanismen und Gesetze, die diese Attacken ermöglichen? Wie, um es mit Wendy Brown zu fragen, ist die »Aushöhlung des Status der geisteswissenschaftlichen Bildung« zu erklären und zu bewerten? Zwei zentrale Orte, in welchen die Idee von Bildung zumindest theoretisch immer noch einen hohen Stellenwert haben sollte, lassen sich die allgemeinbildende Schule und die Universität anführen. Ich gehe von der These aus, dass ein Durchleuchten des Bildungsbegriffs bei Theorien von Bildung im 20. Jahrhundert einen guten Startpunkt hat. Dafür gibt es inhaltliche Gründe, weil der Bildungsbegriff in Beziehung zur Gesellschaftskritik im Rahmen der Kritischen Theorie gesetzt werden soll und zum Anderen gibt es mit Blick auf das deutsche Bildungssystem auch historische Gründe (vor allem hinsichtlich der Aufgaben von Bildung im Hochschulsystem). Denn eines ist den neueren Publikationen zu dieser Thematik gemein: Sie bringen aus Sicht eines kritischen Intellektualismus den Begriff der Bildung in Verbindung mit der (westlichen) Gesellschaft. Welche Rolle spielt also der Begriff der Bildung im Rahmen von Gesellschaftskritik? Ich gehe davon aus, dass das Setzen eines Schwerpunktes auf den Begriff der Bildung im Kontext der Kritischen Theorie ein bisher meist nur oberflächlich untersuchtes Phänomen ist, und sich Adorno und Horkheimer nicht nur auf Kulturkritik und die Dialektik der Aufklärung reduzieren lassen dürfen. Ich möchte unter anderem mit den oben genannten Autoren beginnen, einer Antwort auf diese Frage mithilfe einer Retrospektive näher zu kommen. Wie kann der Begriff der Bildung für eine Gesellschaftstheorie und Kritik fruchtbar gemacht werden? Eines scheint jedenfalls sicher: die verschiedenen spannungsgeladenen Interpretationen des Bildungsbegriffs, also Bildung als Selbstbestimmung aufgrund des emanzipatorischen Potenzials, Bildung als Anpassung und Ausbildung um den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden, oder Bildung als Distinktionsmerkmal im kulturellen und sozialen Kontext unterstreichen die Ambivalenz dieses Begriffs im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs bis heute.
Dissertation project
Over the last decades there has been an attack on classical approaches of education, learning and “Bildung” (german) in school and university systems around the globes. The german word “Bildung” indicates, that there are more dimensions of the term “education”, which should allow a philosophical view on our education systems and there connections to the society we live in. The main question in my work will be: Which significance does the term “Bildung” has in discussions of social philosophy and particularly in critical theory approached by the Frankfurt School of Theodor W. Adorno, Max Horkheimer and Jürgen Habermas. It is important for me to say, that the initial critical theory must not be reduced to Dialectic of Enlightment, but rather to search in some less known or noticed publications of Adorno and Horkheimer in order to find out what we can learn from that in the philosophy of education and why especially Adornos claims about “Halbbildung” are far more up-to-date than one might presume. Are these claims linked to some sort of critical intellectualism defended by philosophers like Martin Seel or is it more important to search for the connection between democracy and education like Martha Nussbaum does for example? The term of education or “Bildung” (german) shows the ambivalence and the difficulty of how to understand it in various social debates and that’s why the Frankfurt School might be a help to order some of those thoughts and there consequences.
Curriculum Vitae
Nähere Informationen zu akademischem Werdegang, Forschung, Publikationen etc. von Tobias Lensch sind hier zu finden.
Bildungsphilosophie und Kritische Theorie. Die Frankfurter Schule und der Begriff der Bildung
Was hat zu dem Angriff auf (kulturelle und politische) Bildung in unserer heutigen Gesellschaft geführt? Welches sind die Mechanismen und Gesetze, die diese Attacken ermöglichen? Wie, um es mit Wendy Brown zu fragen, ist die »Aushöhlung des Status der geisteswissenschaftlichen Bildung« zu erklären und zu bewerten? Zwei zentrale Orte, in welchen die Idee von Bildung zumindest theoretisch immer noch einen hohen Stellenwert haben sollte, lassen sich die allgemeinbildende Schule und die Universität anführen. Ich gehe von der These aus, dass ein Durchleuchten des Bildungsbegriffs bei Theorien von Bildung im 20. Jahrhundert einen guten Startpunkt hat. Dafür gibt es inhaltliche Gründe, weil der Bildungsbegriff in Beziehung zur Gesellschaftskritik im Rahmen der Kritischen Theorie gesetzt werden soll und zum Anderen gibt es mit Blick auf das deutsche Bildungssystem auch historische Gründe (vor allem hinsichtlich der Aufgaben von Bildung im Hochschulsystem). Denn eines ist den neueren Publikationen zu dieser Thematik gemein: Sie bringen aus Sicht eines kritischen Intellektualismus den Begriff der Bildung in Verbindung mit der (westlichen) Gesellschaft. Welche Rolle spielt also der Begriff der Bildung im Rahmen von Gesellschaftskritik? Ich gehe davon aus, dass das Setzen eines Schwerpunktes auf den Begriff der Bildung im Kontext der Kritischen Theorie ein bisher meist nur oberflächlich untersuchtes Phänomen ist, und sich Adorno und Horkheimer nicht nur auf Kulturkritik und die Dialektik der Aufklärung reduzieren lassen dürfen. Ich möchte unter anderem mit den oben genannten Autoren beginnen, einer Antwort auf diese Frage mithilfe einer Retrospektive näher zu kommen. Wie kann der Begriff der Bildung für eine Gesellschaftstheorie und Kritik fruchtbar gemacht werden? Eines scheint jedenfalls sicher: die verschiedenen spannungsgeladenen Interpretationen des Bildungsbegriffs, also Bildung als Selbstbestimmung aufgrund des emanzipatorischen Potenzials, Bildung als Anpassung und Ausbildung um den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden, oder Bildung als Distinktionsmerkmal im kulturellen und sozialen Kontext unterstreichen die Ambivalenz dieses Begriffs im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs bis heute.
Dissertation project
Over the last decades there has been an attack on classical approaches of education, learning and “Bildung” (german) in school and university systems around the globes. The german word “Bildung” indicates, that there are more dimensions of the term “education”, which should allow a philosophical view on our education systems and there connections to the society we live in. The main question in my work will be: Which significance does the term “Bildung” has in discussions of social philosophy and particularly in critical theory approached by the Frankfurt School of Theodor W. Adorno, Max Horkheimer and Jürgen Habermas. It is important for me to say, that the initial critical theory must not be reduced to Dialectic of Enlightment, but rather to search in some less known or noticed publications of Adorno and Horkheimer in order to find out what we can learn from that in the philosophy of education and why especially Adornos claims about “Halbbildung” are far more up-to-date than one might presume. Are these claims linked to some sort of critical intellectualism defended by philosophers like Martin Seel or is it more important to search for the connection between democracy and education like Martha Nussbaum does for example? The term of education or “Bildung” (german) shows the ambivalence and the difficulty of how to understand it in various social debates and that’s why the Frankfurt School might be a help to order some of those thoughts and there consequences.
Curriculum Vitae
Nähere Informationen zu akademischem Werdegang, Forschung, Publikationen etc. von Tobias Lensch sind hier zu finden.