Am Morgen des 17. September öffneten sich die Türen der Hochschule für Philosophie in München. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand, ersten Grüßen im Foyer und gespannter Vorfreude begann der Tag. Schon da war zu spüren, dass dieser Moment besonders war: ein Übergang, ein Abschied und zugleich ein Aufbruch. Drei Jahre lang haben wir im Kolleg „Zeichen der Zeit lesen“ geforscht, diskutiert, gelacht und eine gemeinsame Sprache gefunden. Interdisziplinarität zeigte ihre Kraft immer dann, wenn Philosophie, Soziale Arbeit, Psychologie und Pflege in Austausch traten, Methoden sich verschränkten und neue Einsichten möglich wurden.
Der Tag begann mit Panels, die Gesellschaft, Affekte und Praxis in den Blick nahmen.
Man hörte gespannte Stille, wenn junge Forschende ihre Thesen entfalteten, und in
den Pausen gingen die Gespräche voller Energie weiter. Besonders lebendig wurde
es in der Poster-Session, die sich in einen Marktplatz der Ideen verwandelte: bunt,
neugierig, voller Fragen und Antworten. Am Nachmittag kamen Stimmen in einem
interdisziplinären Round-Table zusammen, der nicht vom Gegeneinander, sondern
vom gemeinsamen Weiterdenken geprägt war. Beim anschließenden Stehempfang
klirrten Gläser, Gespräche flossen fort, und es wurde deutlich: Dieses Kolleg hat nicht
nur Wissen hervorgebracht, sondern auch Freundschaften.
Der zweite Tag führte uns ins Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung. In
spannenden Workshops verbanden sich Forschungsfragen mit neuen Perspektiven:
qualitative Sozialarbeitswissenschaft und Forschungsethik, Reflexionen über das
Wesen von Wissenschaft und Bias, die Analyse von Künstlicher Intelligenz im Film
und ethnographische Forschung aus Mexiko. Immer wieder zeigte sich, wie fruchtbar
der Austausch über Fachgrenzen hinweg ist und wie viel Neues entsteht, wenn
unterschiedliche Disziplinen einander begegnen.
Am Abend folgte der festliche Abschluss. Musik eröffnete den Saal, Begrüßungen
voller Dankbarkeit rahmten den Moment, und ein Vortrag von Prof. Dr. Michael
Hochgeschwender stellte aktuelle Politik in größere historische und globale
Zusammenhänge von Donald Trump bis zu europäischen Zukunftsvisionen. Seine
Worte machten spürbar, wie sehr wir in den Spannungen unserer Zeit stehen und wie
notwendig es ist, sie zu deuten. Mit dem Bild, dass „die Zeichen der Zeit auf Sturm
stehen“, erinnerte er daran, wie wichtig es ist, den Blick der Forschung gerade auf
diese Herausforderungen zu richten.
Besonders eindrücklich war der Film, der die vergangenen drei Jahre noch einmal
lebendig werden ließ: gemeinsame Tage in Eichstätt, die uns fast wie durch
italienische Gassen führten, Stunden auf Kloster Banz, die Stille und Weite atmen
konnten, das Lachen beim Eis essen, das sommerliche Treiben auf dem Tretboot und
Feste, die uns zusammenschweißten. Er machte sichtbar, dass Wissenschaft ihren
Wert nicht allein in Theorien und Methoden entfaltet, sondern ebenso in geteilten
Wegen, im Vertrauen und im Entstehen von Freundschaften.
Die Abschlussworte gaben dem Abend eine besondere Würde. Worte voller Dank und
Ermutigung blieben wie ein warmer Nachhall im Raum und entließen uns mit dem
Gefühl, dass dieser Weg nicht abgeschlossen ist, sondern weiterführt, getragen von
dem Bewusstsein, dass Interdisziplinarität nicht Ausnahme, sondern Zukunft ist.
Wenn wir heute zurückschauen, sehen wir nicht nur Vorträge und Panels, sondern ein
Geflecht aus Momenten: Gespräche, die Weichen stellten, Ideen, die Grenzen
überschritten, Erfahrungen, die uns geprägt haben. Das Promotionskolleg hat uns
durch Höhen und Tiefen geführt und dabei Interdisziplinarität zu unserem roten
Faden gemacht.
Unser zweitägiger Abschluss hat all das verdichtet: die Vielfalt der Themen, die
Lebendigkeit des Austauschs, das Vertrauen, das gewachsen ist. Er war nicht nur ein
feierlicher Schlusspunkt, sondern ein Spiegel dessen, was das Kolleg in den
vergangenen drei Jahren ausgezeichnet hat.
Am Ende bleibt vor allem dies: „Zeichen der Zeit lesen“ war für uns nicht nur ein Name, sondern gelebte Praxis in Forschung, im Miteinander und in Freundschaften.