In dieser Themenreihe berichten zwei Kollegiatinnen von einem besonderen Co-Working Erlebnis: ein langes Wochenende auf einer Hütte, bei dem nicht nur fachliche Arbeit im Mittelpunkt stand, sondern auch Gemeinschaft und Kreativität.
Wer promoviert, kennt die Höhen und Tiefen dieses besonderen Lebensabschnitts: Zwischen Literaturflut, Schreibblockaden und Erkenntnisgewinn bewegt man sich durch die wissenschaftliche Landschaft. Dabei ist man oft auf sich allein gestellt. Doch muss das wirklich so sein? Hin und wieder braucht es den Ausflug ins Miteinander. Wenn Promovierende verschiedener Disziplinen für mehrere Tage an einem Ort zusammenkommen, zeigt sich, welche inspirierende Kraft im Co-Working steckt – und in unserem Fall die gedankenordnende Ruhe einer österreichischen Berghütte. Vier Kollegiat:innen aus dem Kolleg haben sich genau diese gemeinsame Zeit genommen.
Was auf den ersten Blick vielleicht nur nach gemeinsamem Arbeiten aussieht, ist in Wahrheit viel mehr: ein lebendiger, interdisziplinärer Austausch, der weit über den eigenen Schreibtisch hinausgeht. Es entstehen spannende Gespräche, die nicht selten zu ganz neuen Perspektiven auf das eigene Promotionsthema führen. Manchmal entdeckt man dabei sogar Aspekte, auf die man allein nicht gekommen wäre.
Natürlich geht es beim Co-Working auch um das, was der Name verspricht: gemeinsam zu arbeiten, sich zu konzentrieren und fokussiert an der eigenen Dissertation zu schreiben. Und genau das funktioniert erstaunlich gut, wenn man sich einmal bewusst aus dem Alltag herausnimmt und in einer kleinen Gruppe an einem ruhigen Ort zusammenkommt. Die Atmosphäre motiviert und der Konsens, dass konzentriert gearbeitet wird, steckt an. Gleichzeitig hilft es zu wissen: Ich bin nicht allein mit meinen Herausforderungen und kann jederzeit Fragen stellen oder mich austauschen. Ich habe beispielsweise erfahren, wie sich meine Kollegiat:innen auf die Verteidigung ihrer Dissertation vorbereiten. Im Gegenzug konnte ich ihnen Tipps geben, wie ich die qualitative Inhaltsanalyse meiner empirischen Forschung durchgeführt habe.
Erfolgsgefühle und Schreib-Flow genauso wie Zweifel, Frust und Orientierungslosigkeit: Im Gespräch mit anderen Promovierenden lassen sich solche Phasen nicht nur besser aushalten, sondern auch vernünftig und nützlich einordnen. Man merkt: Das alles gehört nicht nur zu mir, sondern einfach für alle dazu. Jede Phase der Promotion bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Der Austausch darüber schafft Verbindung und Verständnis. Ein befreiendes Lachen über gemeinsame Erlebnisse und auch eine gehörige Portion Selbstironie darf dabei nicht fehlen. So entstehen nicht nur wissenschaftliche Netzwerke, sondern auch echte Freundschaften.
Und dann gibt es noch diese Momente, in denen sich das Arbeiten fast wie ein Nebenschauplatz anfühlt und dennoch immer im Gepäck ist: eine Wanderung, gemeinsames Kochen, lange Gespräche am Abend, ein philosophisches Gedankenexperiment zum Thema Gewissheit und zur Frage, ob es in unserem Leben überhaupt irgendetwas gibt, an dem wir nicht zweifeln können. Auch oder gerade bei diesen Ausflügen während eines Co-Working-Wochenendes entstehen neue Impulse und Gedanken. Denn sie sind nicht nur eine Pause vom Schreibtisch, sondern auch eine Quelle neuer Ideen, die bei einer Wanderung leichtfüßig entstehen können.
Mein Fazit: Gerade in der Promotion kann ein kollegiales Miteinander den entscheidenden Unterschied machen. Für den Kopf, für die Dissertation und für einen selbst. Wer die Möglichkeit hat, mit anderen Promovierenden zusammenzuarbeiten, sollte sie unbedingt nutzen. Es lohnt sich – denn Wissenschaft lebt vom lebendigen Austausch. Das ist nun wirklich eine Gewissheit, würde ich sagen.