In dieser Themenreihe berichten zwei Kollegiatinnen von einem besonderen Co-Working Erlebnis: ein langes Wochenende auf einer Hütte, bei dem nicht nur fachliche Arbeit im Mittelpunkt stand, sondern auch Gemeinschaft und Kreativität.
Von Isabel Blümel
In unserer Beitragsreihe zum Thema Co-Working bei der Promotion haben wir bereits über den wertvollen Austausch zwischen Promovierenden aus verschiedenen Disziplinen berichtet. In diesem Beitrag möchte ich weitere Erfahrungen teilen – insbesondere zum interdisziplinären Austausch rund um den Forschungsprozess selbst.
Die Promotion ist eine spannende, aber auch herausfordernde Zeit. Sie bringt viel Arbeit, Selbstständigkeit und manchmal auch Unsicherheiten mit sich – etwa beim isolierten Arbeiten, bei der Wahl der Forschungsmethoden oder bei der Datenanalyse. Doch warum nicht gemeinsam diesen Weg gehen? Und warum sollten wir nicht voneinander lernen?
Co-Working in der Bibliothek, an der Universität oder auch in einer Berghütte bietet nicht nur die Möglichkeit, den Arbeitsalltag zu erleichtern und die Produktivität zu steigern, sondern fördert auch den Dialog und den Erfahrungsaustausch mit anderen Promovierenden. Dabei kann der Austausch zu Forschungsmethoden, Datenerhebungen und ‑analysen äußerst wertvoll sein. Promovierende lernen voneinander, wie man bestimmte Datenerhebungen durchführt, welche Tools und Softwares bei der Datenanalyse besonders hilfreich sind und welche Fallstricke es zu vermeiden gilt. Oft entstehen durch den Dialog auch neue Ideen, die das eigene Forschungsdesign bereichern und die eigene Arbeit voranbringen.
Gerade bei qualitativen Studien ist der Austausch mit anderen besonders wichtig. Promovierende können voneinander lernen, wie man geeignete Interviewpartner:innen findet – etwa durch Netzwerke, Empfehlungen oder gezielte Ansprache. Manchmal entdeckt man auch unkonventionelle Datenquellen. Zudem kann der Erfahrungsaustausch bei der Entwicklung eines guten Interviewleitfadens sehr hilfreich sein. Gemeinsames Brainstorming und Feedback helfen, die Fragen noch präziser zu formulieren.
Außerdem kann man voneinander lernen, welche Interviewtechniken besonders effektiv sind oder welche innovativen Software-Tools sich bei der Auswertung großer Datenmengen bewährt haben. Man entdeckt vielleicht Funktionen oder Workflows, die man selbst noch nicht kannte, und kann so die eigene Datenanalyse effizienter und kreativer gestalten. Das gemeinsame Arbeiten und Diskutieren fördert definitiv die Kreativität und stärkt oft auch den Mut und das Selbstvertrauen.
Mein Fazit: Gemeinsam geht es einfach besser. Co-Working mit anderen Promovierenden kann wie eine Gemeinschaft sein, die gegenseitige Unterstützung, Inspiration und gemeinsames Wachstum fördert. Wer die Gelegenheit hat, in einer solchen Gemeinschaft zu arbeiten, sollte sie unbedingt nutzen. Denn neben fachlichem Fortschritt profitiert man vor allem persönlich: Durch den gemeinsamen Weg der Promotion entstehen oft echte Freundschaften, die man auf keinen Fall mehr missen möchte. Wenn man gemeinsam um 23 Uhr noch in der Bibliothek sitzt oder sich in kleinen Gruppen durch Theorieberge und methodische Fragen kämpft, dann lernt man sich wirklich kennen – nicht nur als Kollegin oder Kollege, sondern als Mensch. Man erlebt sich gegenseitig in Hoch- und Tiefphasen, teilt Erfolge, Frust und Hoffnung. Genau daraus entstehen sehr wertvolle Freundschaften, die für mich weit über die Arbeit an unseren jeweiligen Projekten hinausgehen. Wir treffen uns nicht nur zum Schreiben, Diskutieren oder Recherchieren – wir teilen auch persönliche Momente, gehen gemeinsam feiern oder lassen den Tag bei unserem Doktoranden-Stammtisch an der Isar ausklingen. Auch bei Krankheit und gesundheitlicher Belastung stehen wir einander bei und unterstützen uns gegenseitig mit Rat und Tat. Diese gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen geben mir Zuversicht und sind ein wertvoller Ausgleich zum wissenschaftlichen Alltag. Ehrlich gesagt kann ich mir kaum vorstellen, wie diese Reise ohne diese Freundschaften und geteilten Erfahrungen verlaufen wäre. Und ich bin überzeugt: Was hier entsteht, bleibt – auch wenn die Promotionsphase irgendwann endet.