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Un­ser Be­such der Eu­ro­pean Con­fe­rence for So­cial Work Re­se­arch (ECSWR) 2025 in Mün­chen

Wissenschaftlicher Austausch & internationale kollegiale Vernetzung

Von An­drea Glo­dek und Ma­rie Nee­le Ans­mann

 

Als Dok­to­ran­din­nen im Be­reich bzw. der Schnitt­stel­le der So­zia­len Ar­beit war der Be­such der 14. Kon­fe­renz der Eu­ro­pean So­cial Work Re­se­arch As­so­cia­ti­on 2025 an der Ka­tho­li­schen Stif­tungs­hoch­schu­le Mün­chen un­ter dem The­ma „Em­bra­cing De­mo­cra­cy in So­cial Work Prac­ti­ce and Re­se­arch” für uns ein ech­tes High­light. Schon bei der An­kunft spür­ten wir die be­son­de­re At­mo­sphä­re: Wissenschaftler:innen, For­schen­de, Doktorand:innen und Praktiker:innen aus ganz Eu­ro­pa und der Welt ka­men zu­sam­men, um sich über ak­tu­el­le The­men, in­no­va­ti­ve For­schungs­an­sät­ze und ge­mein­sa­me Her­aus­for­de­run­gen aus­zu­tau­schen.

Die drei Kon­fe­renz­ta­ge in Mün­chen wa­ren ge­füllt mit span­nen­den Vor­trä­gen, in­ten­si­ven Dis­kus­sio­nen und in­spi­rie­ren­den Be­geg­nun­gen. Be­son­ders be­ein­druckt hat uns die Of­fen­heit und Zu­gäng­lich­keit der For­schungs­com­mu­ni­ty – es war ein Raum, in dem auch jun­ge Wissenschaftler:innen ge­hört wur­den so­wie wert­vol­le Im­pul­se ein­brin­gen und mit­neh­men konn­te.

Mit vie­len neu­en Ideen, Kon­tak­ten und ei­ner gro­ßen Por­ti­on Mo­ti­va­ti­on für das wei­te­re For­schen an un­se­ren Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jek­ten sind wir nach Hau­se zu­rück­ge­kehrt – und freu­en uns jetzt schon auf die nächs­te ES­WRA-Kon­fe­renz in Aber­deen 2026 zum The­ma ‚So­cial Work and In­ter­di­sci­pli­na­ry Re­se­arch: re­se­ar­ching and fa­ci­li­ta­ting evi­dence in­for­med prac­ti­ce and po­li­cy‘.

 

An­drea Glo­dek:

Zum ers­ten Mal hat­te ich die Ge­le­gen­heit, mein Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jekt, das sich mit der di­gi­ta­len Teil­ha­be äl­te­rer Men­schen und den un­ter­stüt­zen­den Auf­ga­ben von Sozialpädagog:innen be­schäf­tigt, ei­nem in­ter­na­tio­na­len Pu­bli­kum vor­zu­stel­len. Die­se Mög­lich­keit, mein Pro­jekt auf ei­nem Pos­ter zu prä­sen­tie­ren, war auf­re­gend und eine span­nen­de Her­aus­for­de­rung. Ich hat­te vor­her noch nie wis­sen­schaft­li­che The­men auf Eng­lisch prä­sen­tiert. Die Be­deu­tung des The­mas Di­gi­ta­li­sie­rung ist in un­se­rer heu­ti­gen Zeit un­be­strit­ten. Ich war aber ge­spannt, wie mein For­schungs­pro­jekt von an­de­ren be­wer­tet wer­den wür­de.

Eine der größ­ten Be­rei­che­run­gen der Kon­fe­renz war der Aus­tausch mit an­de­ren For­schen­den. Die Ge­sprä­che mit Fachkolleg:innen, die ähn­li­che Me­tho­den an­wen­den oder an ver­wand­ten The­men ar­bei­ten, er­öff­ne­ten mir neue Per­spek­ti­ven. Be­son­ders auf­schluss­reich wa­ren die Dis­kus­sio­nen über die Her­aus­for­de­run­gen, die die Di­gi­ta­li­sie­rung mit sich bringt. Ich kon­zen­trier­te mich auf Vor­trä­ge zur Di­gi­ta­li­sie­rung in der So­zia­len Ar­beit all­ge­mein und zur Wir­kung von Di­gi­ta­li­sie­rung auf die Ar­beit mit äl­te­ren Men­schen im Spe­zi­el­len. Ein zen­tra­ler Punkt war, dass di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on nicht zwangs­läu­fig al­len Men­schen den Zu­gang zur So­zia­len Ar­beit er­leich­tert. Oft­mals pro­fi­tie­ren jene, die die Un­ter­stüt­zung am meis­ten be­nö­ti­gen, am we­nigs­ten von di­gi­ta­len An­ge­bo­ten – denn sie ver­schaf­fen sich in der di­gi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on nicht so gut Ge­hör.

Ein Hö­he­punkt der Kon­fe­renz war für mich das Ler­nen von den Er­fah­run­gen von Sozialpädagog:innen aus hoch di­gi­ta­li­sier­ten Län­dern wie Schwe­den, Nor­we­gen und Finn­land. Die­se sind uns bei der In­te­gra­ti­on di­gi­ta­ler Tech­no­lo­gien in die So­zia­le Ar­beit weit vor­aus, und ihre Er­kennt­nis­se sind von un­schätz­ba­rem Wert. Zum Bei­spiel mach­te Ida Bring Loberg aus Nor­we­gen dar­auf auf­merk­sam, dass mehr Di­gi­ta­li­sie­rung nicht au­to­ma­tisch zu Zeit­er­spar­nis führt, son­dern oft die Er­reich­bar­keit und da­mit die An­zahl der An­fra­gen er­höht. Cla­ry Kre­ku­la aus Schwe­den the­ma­ti­sier­te, wie Men­schen mit ge­rin­gen di­gi­ta­len Fä­hig­kei­ten als „Pro­blem“ be­trach­tet wer­den, was ihre Aus­gren­zung ver­stärkt. Nii­na Ran­ta­mä­ki aus Finn­land sprach von „di­gi­ta­ler Ar­mut“, die Men­schen ohne In­ter­net­zu­gang gänz­lich von Hilfs­an­ge­bo­ten aus­schließt.

Die­se Ein­sich­ten un­ter­strei­chen die Not­wen­dig­keit, den in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch zu för­dern, um von den Er­fah­run­gen di­gi­ta­li­sier­ter So­zi­al­staa­ten zu ler­nen. Es ist es­sen­zi­ell, dass Sozialpädagog:innen über di­gi­ta­le Kom­pe­ten­zen ver­fü­gen, um die Di­gi­ta­li­sie­rung ak­tiv mit­zu­ge­stal­ten. Zu­dem be­darf es ei­ner star­ken Stim­me der So­zia­len Ar­beit im Di­gi­ta­li­sie­rungs­pro­zess, um dem Men­schen­rechts­man­dat die­ser Pro­fes­si­on ge­recht zu wer­den.

Ins­ge­samt habe ich von der Kon­fe­renz nicht nur viel für mei­ne ei­ge­ne For­schung mit­ge­nom­men, son­dern auch Im­pul­se für die prak­ti­sche Um­set­zung in der So­zia­len Ar­beit er­hal­ten. Die Er­kennt­nis, dass die fort­schrei­ten­de Di­gi­ta­li­sie­rung Chan­cen, aber auch Her­aus­for­de­run­gen mit sich bringt, wird mich in mei­ner wei­te­ren Ar­beit be­glei­ten. Ich freue mich dar­auf, die ge­won­ne­nen Ein­sich­ten und Im­pul­se wei­ter­zu­den­ken und bei zu­künf­ti­gen Ge­le­gen­hei­ten in den Aus­tausch dar­über zu ge­hen.

 

Ma­rie Nee­le Ans­mann:

Als Dok­to­ran­din mit ei­nem Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jekt an der Schnitt­stel­le zwi­schen Kunst­päd­ago­gik und So­zia­ler Ar­beit er­öff­ne­te mir die Teil­nah­me an der ECSWR 2025 die Mög­lich­keit, mei­ne For­schung ei­nem brei­ten, in­ter­na­tio­na­len Fach­pu­bli­kum der So­zia­len Ar­beit zu prä­sen­tie­ren, hat­te ich doch bis­lang zu­meist auf in­ter­na­tio­na­len Kon­fe­ren­zen des künst­le­ri­schen Fel­des mein Pro­jekt vor­ge­stellt. Mit­tels mei­ner Pos­ter­prä­sen­ta­ti­on zu ‚Art-ba­sed prac­ti­ce in so­cial work. Vi­su­al Arts in wo­men-spe­ci­fic so­cial work‘ konn­te ich in Aus­tausch mit vie­len ver­schie­de­nen Wissenschaftler:innen tre­ten, mein For­schungs­pro­jekt dis­ku­tie­ren und mich in­ter­na­tio­nal ver­net­zen. Durch die vor Ort so­wie im For­schungs­netz­werk stark ver­tre­te­ne arts in so­cial work-Com­mu­ni­ty wur­de deut­lich, wie ak­tu­ell und be­deut­sam die­se Form der Schnitt­stel­len­for­schung ist.

Wis­sen­schaft­li­che De­bat­ten, neu­er, an­re­gen­der fach­li­cher In­put so­wie Ver­net­zung un­ter For­schen­den ma­chen für mich den be­son­de­ren Reiz von Prä­senz­kon­fe­ren­zen aus –  Wissenschaftler:innen ähn­li­cher For­schungs­ge­bie­te live zu tref­fen und span­nen­de, zu­kunfts­wei­sen­de Ideen ge­mein­sam zu ent­wi­ckeln so­wie ei­ge­ne For­schung zur Dis­kus­si­on zu stel­len – das macht Spaß und treibt For­schung vor­an. Dies war für mich be­son­ders wäh­rend mei­ner Teil­nah­me an der Ver­an­stal­tung der Spe­cial In­te­rest Group (SIG) Arts in so­cial work am ers­ten Kon­fe­renz­tag fest­zu­stel­len. Das For­schungs­in­ter­es­se an kunst­ba­sier­ten Me­tho­den nahm v.a. in den letz­ten rund 15 Jah­ren deut­lich zu, ins­be­son­de­re in den in­ter­na­tio­na­len So­zi­al­wis­sen­schaf­ten. Dies zeig­te sich auch in den re­gen Dis­kus­sio­nen und des gut be­such­ten An­ge­bo­tes der SIG. In ei­nem klei­nen, in­ter­ak­ti­ven Rah­men war es mög­lich Forscher:innen des Fel­des aus ganz Eu­ro­pa ken­nen­zu­ler­nen, über ak­tu­el­le Pro­jek­te zu spre­chen und sich in­ner­halb der Grup­pe zu ver­net­zen, um bei­spiel­wei­se ge­mein­sa­me For­schungs­pro­jek­te oder Pa­per zu ver­wirk­li­chen.

Ins­be­son­de­re die Prä­sen­ta­tio­nen und Work­shops zur Be­deu­tung äs­the­ti­scher Er­fah­rung und kunst­ba­sier­ter, per­for­ma­ti­ver Me­tho­den in der So­zia­len Ar­beit wa­ren für mei­ne For­schung sehr be­rei­chernd. Be­son­ders ein­drucks­voll fand ich die in­ter­na­tio­na­len Pa­nels zu Kunst und so­zia­ler Ge­rech­tig­keit, zu Kunst und An­walt­schaft so­wie das Sym­po­si­um zu in­ter­na­tio­na­len Per­spek­ti­ven auf ver­kör­per­tes Wis­sen, in dem die Küns­te als Ka­nal so­zia­len Wan­dels the­ma­ti­siert wur­den. Es wird deut­lich, wie viel­fäl­tig und viel­ver­spre­chend das For­schungs­feld und die da­mit ver­bun­de­nen Mög­lich­kei­ten der Kunst in der So­zia­len Ar­beit sind. Es zeich­net sich eine Zu­nah­me der For­schungs­ak­ti­vi­tät der Schnitt­stel­le ab und mit ihr vie­le neue Er­kennt­nis­se, die im Sin­ne der for­schungs­ba­sier­ten Pra­xis­ent­wick­lung neue Per­spek­ti­ven und me­tho­di­sche An­sät­ze für die So­zi­al­ar­beits­pra­xis lie­fern.

Mit neu­en Ideen und An­re­gun­gen für mei­ne For­schungs- so­wie Pra­xi­s­tä­tig­keit als So­zi­al­ar­bei­te­rin im Ge­päck, habe ich mich am Ende des drit­ten Kon­fe­renz­ta­ges wie­der auf den Heim­weg ge­macht. Ich habe mich sehr dar­über ge­freut, mit mei­nem For­schungs­the­ma schnell An­schluss in­ner­halb der Com­mu­ni­ty ge­fun­den zu ha­ben und fest­zu­stel­len, dass Kunst in der So­zia­len Ar­beit ein zu­neh­mend be­forsch­tes Feld ist, wel­ches in­no­va­ti­ve und viel­fäl­ti­ge Me­tho­den für die Pra­xis be­reit­stellt. In je­dem Fall bli­cke ich der nächs­ten ECSWR er­war­tungs­voll ent­ge­gen, um mich wie­der über span­nen­de For­schungs­pro­jek­te, Stu­di­en­ergeb­nis­se und na­tür­lich mein Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jekt aus­tau­schen zu kön­nen.

 

 

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